Der Londoner Industrial-Musiker Luke Younger aka HELM beschreibt die Kreation seiner neuesten Kollektion „Axis“ als eine befreiende Rückkehr zu den Wurzeln: „It felt like going back to the beginning, it felt freeing.” Das Projekt wurde vor der Pandemie als Soundtrack für eine Tanzaufführung begonnen und sollte ursprünglich etwas „visceral, with physical movement in mind” sein. Als das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, stellte er das Material im Kontext eines Albums neu vor, wobei er den Sinn für dynamische Körperlichkeit beibehielt. Das Ergebnis ist düster und fesselnd: Seekranke Klänge, die in einem niedrigen Raum taumeln, durchsetzt von gebrochenem Klirren, zischendem Dampf und mahlenden Spiralen aus körnigem Dunst. Lärm in seiner höchsten und fesselndsten Form, von und für den Körper ebenso wie für den Geist.
Die einzigartige Unmittelbarkeit des Albums rührt von Youngers instinktiver Muse her, die rohe Methoden mit frischer Energie reaktiviert. „I tuned back in to working with noise techniques again: more primitive equipment, cheap FX, contact mics, noise boxes.” Wichtige Gastbeiträge von Lucy Railton (Cello), Mark Morgan von SIGHTINGS (Gitarre), Alex Tucker (Gesang) und dem verstorbenen, legendären John Hannon (Violine) bereichern die schillernde Palette des Albums zusätzlich.
Obwohl die Hälfte der Tracks bereits vor Covid in Hannons Studio in Essex begonnen wurde, wurde der Rest in Youngers Küche und Wohnzimmer während des Lockdowns fertiggestellt. Die endgültigen Tracks wurden dann an den erfahrenen Mix-Spezialisten Randall Dunn weitergeleitet, der das Material weiter verfeinerte und eine lebendige räumliche Qualität hinzufügte, bevor er das Album Stefan Betke (Pole) für das endgültige Mastering anvertraute.
Vom höllischen Metronom von „Moskito“ über den insektoiden Warzone-Puls von „Repellent“ bis hin zum brodelnden orchestralen Unterton von „Axis“ ist dies Musik von bedrohlicher Schwere und Welten in Gefahr. Aber es ist das abschließende Stück „Tower“, das Younger als „perhaps the most dramatic piece of music I’ve ever made.” bezeichnet. Ein lauernder, geschwärzter Abstieg, beschworen von Tasten, Saiten und Wurmloch-Wah, die Melodie brodelt und schwillt an, bis sie plötzlich in einem Chaos aus verzerrten Blastbeats explodiert. Aus ihrer Asche kehrt das dreistimmige Riff langsam zurück, wie ein astraler Kerker-Synthie-Exorzismus, der sich in einem brennenden Bogen zur rasenden Verbrennung steigert, bevor er schließlich in weißem Feuer und Jenseitsgeflüster vergeht.